Blödes und weises Schaf

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Andacht zu 1. Petrus 2, 21b-25 für die bayerischen Sonntagsblätter, 10.4.2016

Blödes Schaf.
Orientierungslos, schwach, ängstlich
rennst du jedem hinterher,
der irgendwie Sicherheit verspricht,
und sei es der Wolf selbst.

Blödes Schaf.
Sieh, was du angerichtet hast!
Die halbe Welt brannte,
damals, vor achtzig Jahren,
als du dir einen Führer erkorst.

Blödes Schaf.
Orientierungslos, schwach, ängstlich
richtest du heute die Welt zugrunde.
Suchst deinen Vorteil, den billigsten Preis,
den bequemsten Weg, die einfachste Lösung.
Billig, einfach, bequem: Für dich.

Blödes Schaf.
Willst nicht hören, nicht sehen:
Die Kinderarbeit in fernen Ländern,
die Hungernden ohne Hoffnung,
die ausgebombten Familien,
ausgebombt mit Waffen
aus deinem eigenen Land.

Blödes Schaf.
Orientierungslos, schwach, ängstlich
hängst du an kleinlichen Zielen für dich selbst.
Meinst, Reichtum und Karriere seien
das, was zählt.
Dein Auto. Dein Haus. Dein Urlaub.
So hetzt du 
aufgeschwatzten Zielen hinterher
und vergisst
das Leben. Das Lachen. Die Liebe. 

Blödes Schaf.
So einfach wäre es, so klar, so schlicht: 
Ihm nachfolgen.
Ihm, der die Liebe lebte.
Ihm nachfolgen.
Ihm, der den Mund nicht auftat.
Der sich nicht wehrte.
Der den eigenen Vorteil nicht suchte.

Blödes Schaf.
Da hast du doch dein Beispiel.
Deinen Anführer.
Deinen Wegweiser.
Passt's dir nicht?
Willst keine Schmerzen, keine Entbehrung, keinen Tod?
Willst lieber Erfolg, Glanz und Macht?
Kriegst du nicht. Nicht bei ihm:
Dem Erlöser der Welt.

Blödes Schaf.
Willst lieber jammern über Gott
und warum er denn das Leid zulässt,
statt selbst Teil zu werden
von seinem Werk der Liebe,
der Entbehrung,
der Gerechtigkeit.

Blödes Schaf.
Willst du weise werden?
Willst du die Welt verändern?
Willst du dich einsetzen
für alles das: Gerechtigkeit, Frieden, Liebe?
Dann fang doch an damit.
Bei dir selbst.
Bei ihm.

Weises Schaf.
Wirst sehen: 
Dein guter Hirte steht dir bei.
Er ist bei dir im finstern Tal,
wenn Wölfe dich umgeben,
wenn Angst dich beschleicht,
wenn Neid dich frisst,
wenn die Schlange lockt.

Weises Schaf.
Lauf Ihm hinterher.
Ihm, dem Retter der Welt.
Nein, er ist kein strahlender Held.
Nein, er ist nicht reich.
Schön ist er auch nicht.
Und doch ruht auf ihm
alle Hoffnung,
alle Zuversicht,
alles Leben dieser Welt.

Weises Schaf.
Lauf Ihm hinterher:
Ihm, dem Retter der Welt.
Ihm, der keine Sünde tut.
Ihm, der nicht widerschmäht.
Ihm, der nicht droht.
Ihm, der dich gerecht macht.
Ihm, der für dich litt.

Weises Schaf:
Dein Hirte ist da.
Er behütet dich.
Er schläft und schlummert nicht.
Sei mutig, weises Schaf!
Geh den Weg, den er zeigt:
Den Weg der Liebe.
Den Weg des Verzichts.
Den Weg der Gewaltlosigkeit.

Weises Schaf.
Wirst bei ihm finden
Orientierung, Kraft und Mut.
Wirst bei ihm finden
den, der Sicherheit dir gibt.
Wirst bei ihm finden
Ihn: Gott selbst.
Und dich:
Geborgen in Ihm.

Gebet

O Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich Liebe übe, wo man sich hasst,
dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt
dass ich verbinde, da, wo Streit ist,
dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht,
dass ich den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt,
dass ich die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält,
dass ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert,
dass ich Freude mache, wo der Kummer wohnt.

Text: aus der Normandie um 1913, früher Franz von Assisi zugeschrieben
(zitiert nach EG 416)

Lied: 630 Fürchte dich nicht, gefangen in deiner Angst

Christus hat für euch gelitten und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; der nicht widerschmähte, als er geschmäht wurde, nicht drohte, als er litt, er stellte es aber dem anheim, der gerecht richtet; der unsre Sünde selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie die irrenden Schafe; aber ihr seid nun bekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.

1. Petrus 2, 21b-25