Jahreszeiten-Wimmelbücher
Ehrlich gesagt: Schon als Kind habe ich die Beliebtheit der Wimmelbücher des hochgelobten Ali Mitgutsch nicht so wirklich verstanden. Es war immer ganz nett, es gab auch lustige Situationen zu entdecken, aber das waren alles Einzeleindrücke, wurde schnell langweilig.
Mit großem Spaß habe ich jetzt dagegen wochenlang die Wimmelbücher von Rotraut Susanne Berner zusammen mit meiner vierjährigen Tochter angesehen. Es gibt sie in den Geschmacksrichtungen Winter, Frühling, Sommer, Herbst – und seit einiger Zeit auch Nacht.
Das Besondere daran: Jedes Buch zeigt die gleichen Orte, aber eben in einer ganz anderen Situation. Ein großes Wohnhaus mit Bushaltestelle. Die Straße im Vordergrund führt weiter zu einem Bauernhof, dann kommt ein Bahnhof, ein Kindergarten und Kulturzentrum, ein Kaufhaus und zum krönenden Abschluss ein See, an dem sich die Leute treffen.
Geschichten ziehen sich durch die einzelnen Bücher. Der Papagei Niko entflieht, ist mal hier, mal da zu sehen, Suchplakate hängen überall. Katzen springen unbemerkt in einen Kofferraum und kommen auf dem nächsten Bild wieder aus dem Auto heraus. Ein seltsamer rot gekleideter Motorradfahrer entpuppt sich als etwas ganz Besonderes. Ein Jogger verliert einen Geldbeutel und bekommt ihn wieder zurück. Und und und.
Dazu aber auch die Geschichten, die sozusagen quer durch die Bücher erzählt werden: Im Winter-Wimmelbuch ist noch nicht viel vom neuen Kindergarten zu sehen, die Bagger rücken gerade an. Im Frühling ist der Bau schon weiter gediehen, im Sommer fast fertig. Und im Herbst wird er mit einem großen Laternenumzug eingeweiht, die alten Kindergartenräume beherbergen dann eine Kürbis-Ausstellung.
Oder das Nest der Elster: Im Frühjahr klaut sie einen Hut als Nest. Im Sommer liegt eine Gabel darin, im Herbst noch mehr. Nur in der Nacht schläft die Elster auch in ihrem Nest.
Dazu kommen die vielen Personen, die mir mit ihren ganz eigenen Eigenschaften zum Teil richtig ans Herz gewachsen sind. Manche davon werden jeweils auf der Rückseite der Bücher vorgestellt. Oskar mit seinem Gänse-Tick. Gabriele, die Eisverkäuferin. Die Nonnen, die so gerne Pinguine mögen. Der neugierige Hund, der auf jedem Bild vorkommt. Monika, die den Bus verpasst und ihm durchs ganze Buch hinterherrennt. Der Einbrecher, der durch die Landschaft huscht und schließlich doch auf frischer Tat von der Polizei erwischt wird.
Und immer am Ende finden sich alle im Café am See ein. Feiern gemeinsam oder trinken einfach einen Kaffee. Ein schöner Abschluss eines liebevoll gestalteten, geradezu spannenden Buches.
Rotraut Susanne Berner schafft es, ohne Worte viele, viele Geschichten zu erzählen. Selbst nach Wochen gibt es immer noch Neues zu entdecken.
Jedes einzelne Buch ist ein Genuss. Aber noch viel mehr Spaß macht es, alle Bücher zu haben, zu vergleichen, zu sehen, was sich entwickelt durch das Jahr. Denn neben dem Kindergarten-Neubau gibt es noch viel mehr Kleinigkeiten zu entdecken.
Ich finde es nach Wochen immer noch geradezu enttäuschend, wenn unsere Tochter sich abends ein anderes Buch als Gute-Nacht-Lektüre aussucht. Ich möchte doch so gerne noch Neues entdecken.
Wir selbst haben eine kleinformatige Sonderausgabe dieser Bücher. Für uns reicht sie aus. Die Bücher sind so viel handlicher, aber manche Details gehen uns vielleicht auch verloren.
Buchinformationen
alle Bücher: jeweils 16 Seiten, Gerstenberg-Verlag Winter-Wimmelbuch: ISBN 978-3-8369-5033-6, 12,90 €; Midi-Ausgabe ISBN 978-3-8369-5338-2, 7,95 € Frühlings-Wimmelbuch: ISBN 978-3-8369-5057-2, 12,90 €; Midi-Ausgabe ISBN 978-3-8067-5057-7, 7,95 € Sommer-Wimmelbuch: ISBN 978-3-8369-5082-4, 12,90 €; Midi-Ausgabe wohl nicht mehr lieferbar Herbst-Wimmelbuch: ISBN 978-3-8369-5101-2, 12,90 €; Midi-Ausgabe ISBN 978-3-8369-5389-4 7,95 € Nacht-Wimmelbuch: Midi-Ausgabe ISBN 978-3-8369-5199-9, 7,95 € |