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Vesperkirche Heiko Kuschel Di., 30.01.2024 - 09:39 Klöße unter der Kanzel In immer mehr Kirchen gibt es eine Zeitlang günstiges Essen und mehr – nicht nur für Bedürftige.

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Wann haben Sie das letzte Mal eine Schlange vor einer Kirchentür gesehen? OK, vielleicht an Weihnachten. Aber jeden Tag in der Mittagszeit? Derzeit können Sie das beispielsweise in Schweinfurt beobachten. Ab ungefähr 11:15 Uhr stehen die Menschen an, bis sich um Punkt 11:30 Uhr die Türen öffnen. Und dann kommen sie. Denn hier gibt es einen ganz besonderen Ort: Die Vesperkirche.

Für den eher symbolischen Preis von 1,50 Euro bekommen hier alle eine warme Mahlzeit mit Suppe, Hauptgang und hinterher Kaffee und Kuchen. Aber es soll eben doch keine Armenspeisung sein und auch kein „billiges Restaurant“. Sondern vor allem eines: Ein Ort der Begegnung. Auch deshalb werden die Gäste von den Gastgebenden (nicht einfach „Mitarbeitenden“) freundlich begrüßt und zu ihrem Tisch geführt – damit nicht immer die zusammensitzen, die sich sowieso schon kennen.

Und dann sitzt da die Gruppe Banker von der Filiale nebenan neben einer Frau, die die Gemeinschaft genießt, weil sie seit dem Tod ihres Mannes so alleine ist. Am Nachbartisch eine ehemalige LKW-Fahrerin, die vor langer Zeit einen Schlaganfall hatte. Vor allem an den Wochenenden auch mal Familien mit Kindern, die sich über die Spielecke freuen. Dazwischen auch mal jemand, der sein ganzes Hab und Gut in einer Plastiktüte dabei hat. Sie alle sitzen zusammen, essen miteinander, kommen mehr oder weniger gut ins Gespräch. Alle werden freundlich am Platz bedient, nur Kaffee und Kuchen gibt’s anschließend in Selbstbedienung.

Heiko Kuschel Essen unterm Weihnachtsbaum: Die Vesperkirche Schweinfurt gehört natürlich noch in die weihnachtliche Freudenzeit! Da bleibt der Baum bis zum Ende stehen.

Ja, manchmal muss man eine ganze Weile in den Kirchenbänken warten, bis ein Platz am Tisch frei wird. Aber auch da kommen die Menschen oft schon ins Gespräch miteinander. Und nach dem gemeinsamen Essen geht’s zu den Aktions- und Sozialständen, die sich täglich abwechseln. Das sind Beratungsangebote der Diakonie, Energieberatung bis hin zur Obdachlosenhilfe, Blutdruck messen oder ein kostenloser Haarschnitt (Bedingung: Haare müssen gewaschen sein). Auch das Repair-Café ist einmal pro Woche da und bringt Dinge wieder in Ordnung, die noch repariert werden können.

„Für Leib und Seele“ ist das Motto der Vesperkirche. Und das stimmt: Nicht nur für den Leib ist gesorgt. Wer ein Gespräch braucht, findet einen Pfarrer oder eine Pfarrerin. Jeden Tag um ein Uhr gibt’s ein „Wort in der Mitte“, offiziell drei Minuten lang, aber nun ja. Wer gerade beim Essen sitzt, darf weiter essen, damit es nicht kalt wird, alles andere ruht für einen Moment.

In der allerersten Hochphase vor neun Jahren wurden teilweise über 500 Essen pro Tag ausgegeben, mittlerweile hat es sich bei knapp 300 eingependelt, die täglich von der Küche des Leopoldina-Krankenhauses angeliefert werden. Die Insider schauen dann einfach auf den Speiseplan des Krankenhauses, um zu erfahren, was es gibt – bei der Vesperkirche wird das bewusst nicht vorher angekündigt, denn sie soll ja kein Restaurant sein. Auf jeden Fall gibt es jeden Tag mindestens auch eine vegetarische Variante zur Auswahl. Heute steht Schweinebraten mit Kloß oder Eieromelette mit Spinat auf der Karte. Den Leuten schmeckt’s, und was noch wichtiger ist: Sie kommen in Kontakt miteinander, manchmal entwickeln sich sogar Freundschaften. Auch später grüßen sich viele, wenn sie sich in der Stadt begegnen. So trägt diese Vesperkirche dazu bei, sogar die Stadt-Gesellschaft zu stärken.

Heiko Kuschel Auch im Chorraum der Schweinfurter St. Johanniskirche gibt es Essen und angeregte Gespräche.

In Schweinfurt startete die Vesperkirche vor neun Jahren, findet also nun zum zehnten Mal statt. In Corona-Zeiten gab es stark abgespeckte Varianten, aber irgendwas gab’s immer. Damals war sie die erste Vesperkirche in Bayern, heute gibt es weitere in Nürnberg, Coburg und Augsburg.

Das große Vorbild ist die St. Leonhardskirche in Stuttgart, die schon zum dreißigsten Mal öffnet und die deutlich größer ist: Sieben Wochen lang gibt es dort täglich bis zu 800 Portionen Essen. In Schweinfurt sind’s gerade mal zwei Wochen. Aber egal wo: An Mitarbeitenden ist kein Mangel. Überall sind Menschen bereit, sich für diesen Ort der Begegnung einzusetzen. Manche nehmen extra Urlaub, um hier mitmachen zu können, andere spenden mal ein oder zwei Kuchen. Nur am Geld hapert’s manchmal ein wenig, denn mit 1,50 Euro (oder anderenorts ein Euro) ist die Mahlzeit und das ganze Drumherum natürlich nicht bezahlt. Trotz vieler Gäste, die an der Kasse sehr großzügig aufrunden, und trotz einiger Großspenden auch von Unternehmen bleibt am Ende doch ein vierstelliger Minusbetrag, den sich Kirche und Diakonie als gemeinsame Veranstalter teilen.

So, finde ich, muss und kann Kirche sein: Ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen. Ein Ort, an dem Menschen gemeinsam essen und feiern, an dem sie Hilfe bekommen in seelischen und körperlichen Nöten. Und ein Ort, an dem sie Gottes Wort hören und es sozusagen live in Aktion erleben. Ich freue mich schon, heute wieder in der Kirche zu essen. Bin gespannt, wen ich diesmal treffe.

Vesperkirche Stuttgart Vesperkirche Schweinfurt

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In immer mehr Kirchen gibt es eine Zeitlang günstiges Essen und mehr – nicht nur für Bedürftige.

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Vesperkirche: ein Übungsraum für die Liebe Wort-in-der-Mitte-240126.mp3 Heiko Kuschel 26. Januar 2024 - 17:24

Wort in der Mitte bei der Vesperkirche am 26.1.2024
Mit Goldener Hochzeit von Karin und Winfried Hümpfer

Liebe Gäste, liebe Gastgeberinnen und Gastgeber der Vesperkirche!

Bei uns Kirchen hat jedes Jahr sozusagen eine Überschrift aus der Bibel, die sogenannte Jahreslosung. Für 2024 ist das ein kurzer Satz aus dem ersten Korintherbrief: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.

Letzten Sonntag bei der Eröffnung der Vesperkirche hat die Regionalbischöfin genau über diesen Satz gepredigt: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.


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Vesperkirche: auch für Familien 26.01.24 Wort in den Tag Heiko Kuschel.mp3 Heiko Kuschel 26. Januar 2024 - 10:00

Liebe Hörerinnen und Hörer!

Unter der Woche klappt es für Familien mit Kindern zeitlich meistens nicht. Aber jetzt am Wochenende werden auch wieder etliche zur Vesperkirche in St. Johannis Schweinfurt kommen. Manche können es sich nirgends anders leisten, mal gemeinsam Essen zu gehen. Manche kommen, weil es einfach schön ist, noch einen Moment sitzen und in Ruhe essen zu können, während die Kleinen gleich zur Kinderbetreuung in der Turmkapelle abhauen.


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Vesperkirche: für Leib und Seele. Für alle. 25.01.24 Wort in den Tag Heiko Kuschel.mp3 Heiko Kuschel 25. Januar 2024 - 9:13

Liebe Hörerinnen und Hörer!

Seit Sonntag läuft sie wieder für zwei Wochen: Die Vesperkirche in St. Johannis Schweinfurt. Jeden Mittag gibt’s Essen, Kaffee und Kuchen für 1,50, damit sich es auch wirklich alle leisten können. Aber eben mehr als das: Begegnungen. Gastfreundschaft. Freundlichkeit. Zugewandtheit.


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Vesperkirche: Gegen die Einsamkeit 24.01.24 Wort in den Tag Heiko Kuschel.mp3 Heiko Kuschel 24. Januar 2024 - 10:00

Liebe Hörerinnen und Hörer!

Diese und nächste Woche ist wieder die Vesperkirche in der St. Johanniskirche Schweinfurt. Jeden Mittag gibt’s für 1,50 ein warmes Essen, Kaffee und Kuchen, aber halt viel mehr als das. Und wegen diesem „Mehr“ machen wir das alles ja eigentlich: Die Menschen kommen ins Gespräch, an den Tischen, bei den Beratungsständen, beim Kaffee.


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Vesperkirche: Unerwartete Helfer Heiko Kuschel 23. Januar 2024 - 10:02

Liebe Hörerinnen und Hörer,

In der St. Johanniskirche Schweinfurt gibt’s heute wieder Essen für 1,50. Vesperkirche nennen wir das. Aber es geht eigentlich gar nicht ums Essen, sondern um die Begegnungen an den Tischen, beim Kaffee, bei den Beratungsstellen. Und auch die Begegnungen unter allen, die mithelfen. Den Gastgebenden, wie wir sie nennen.


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Regionalbischöfin Gisela Bornowski und Dekan Oliver Bruckmann gratulierten und überreichten im Rahmen des Vesperkirche-Eröffnungsgottesdienstes eine Urkunde

Seit gut hundert Jahren prägt der Evangelische Posaunenchor Schweinfurt die musikalische Landschaft, etwas mehr als vierzig davon standen nun unter der kompetenten Leitung von Wolfhart Berger. Diese beeindruckende Zeitspanne hob Dekan Oliver Bruckmann hervor, würdigte die zahllosen Stunden, die Berger in Vorbereitung, Proben und bei unzähligen Auftritten investiert hat. Ein besonderer Dank ging dabei auch an Bergers Frau, die über die Jahrzehnte hinweg oft auf ihren Mann verzichten musste.


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Beim Eröffnungsgottesdienst predigte Regionalbischöfin Gisela Bornowski in der gut besuchten St. Johanniskirche

Mit einem festlichen Gottesdienst wurde die zehnte Ausgabe der Schweinfurter Vesperkirche am Sonntag, 21.1.2024 eröffnet. Zwei Wochen lang gibt es nun wieder jeden Tag mitten in der Kirche eine warme Mahlzeit, Kaffee und Kuchen für 1,50 €, sodass sich das Essen wirklich alle leisten können. Aber das Essen allein macht die Vesperkirche nicht zu dem, was sie ist. Es geht um die Begegnungen auf Augenhöhe zwischen Menschen, die sich bisher nicht kannten. Um Gespräche, gegenseitige Hilfe, um soziale Angebote und Beratung.


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Vesperkirche: Gemeinschaft leben 22.01.24 Wort in den Tag Heiko Kuschel.mp3 Heiko Kuschel 22. Januar 2024 - 10:00

Liebe Hörerinnen und Hörer!

Blasphemie! Ihr schändet den heiligen Ort! So ähnlich entrüstete sich eine Bekannte, als sie vor vielen Jahren zum ersten Mal von der Vesperkirche hörte. Doch irgendwann ließ sie sich überreden, es mal selbst auszuprobieren – und war vom ersten Moment an begeistert.

Die gastfreundliche Atmosphäre in der Schweinfurter St. Johanniskirche. Das geschäftige, fröhliche Treiben. Die vielen, ganz unterschiedlichen Menschen, die an den Tischen zusammenkommen und oft auch ins Gespräch kommen.